Schloss Cappenberg, früher ein Prämonstratenserkloster, gehört seit dem 12. Jahrhundert fest zu Selm und ist heute ein unersetzliches Kulturerbe.
Doch nicht nur das Schloss selbst ist ein stummer Zeuge geschichtlicher Ereignisse, auch die Menschen, die im Laufe der Jahrhunderte in Schloss Cappenberg ein- und ausgingen, haben ihren Beitrag zum reichen kulturellen Schatz beigetragen, der fest in die Region gehört. Einer der wichtigsten Namen ist Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein- oder auch kurz der Freiherr vom Stein.
Im Museum Schloss Cappenberg am Schlossberg 1b zeigt das LWL-Museum für Kunst und Kultur daher die Dauerausstellung „Zu Besuch beim Freiherrn vom Stein“.
Mit viel Hingabe wurde das Leben des preußischen Staatsmannes und Reformers aufgearbeitet. Historische Gemälde, Dokumente, Möbel und andere wertvolle Exponate geben dabei einen intimen Einblick in das Leben und den Alltag, den die Bewohner auf Schloss Cappenberg im 18. und 19. Jahrhundert führten.
Die turbulente Zeiten des Freiherrn
Der Freiherr vom Stein war ein Sohn des Reichsfreiherrn Karl Philipp vom und zum Stein und dessen Ehefrau Henriette Karoline Langwerth von Simmern. Die Familie aus Reichsrittern besaß einige Güter und viele Morgen Land, führte also ein adeliges Leben.
Der Freiherr vom Stein studierte ab 1773 Jura, Geschichte und Wirtschaftswissenschaften, verließ die Universität am Ende ohne Abschluss. Damals offenbar üblich unter adeligen Söhnen. Mit der regen Unterstützung seiner Mutter trat er 1780 in den preußischen Staatsdienst ein. Später wurde er Direktor für die Bergämter Wetter an der Ruhr, Ibbenbüren. Für die Lohnarbeiter führte er ein festes Arbeitsentgelt ein. 1804 wurde Stein als königlicher Finanz- und Wirtschaftsminister ins Generaldirektorium nach Berlin berufen, wo er für das Akzise-, Zoll-, Fabrik- und Kommerzialwesen zuständig war.
Stein war ambitioniert, wollte nicht nur Preußen reformieren, sondern Veränderungen in ganz Deutschland bewirken.
Große Veränderungen kamen in Form Napoleon Bonapartes nach Deutschland. Der Freiherr vom Stein, der sich als flammender Gegner Bonapartes verstand, floh später ins Exil. Nach ereignisreichen Jahren erwarb Stein schließlich 1816 das Schloss Cappenberg, das er auch als Alterssitz nutzte. Am 29. Juni 1831 verstarb Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein schließlich in Cappenberg.
Das Museum im Schloss Cappenberg ermöglicht mit der Dauerausstellung einen umfassenden und vielfältigen Einblick in das Leben eines interessanten Mannes, der die Geschichte in der Region über lange Zeit mitgeprägt hat.
Mit dem Freiherrn durch die Dauerausstellung
Besucht man die Dauerausstellung, erhält man einen Audioguide, der an zahlreichen Stationen in der Ausstellung abgespielt werden kann. Darüber rufen die Besucherinnen und Besucher gezielt Informationen zu den Objekten ab. Neben dem Freiherrn persönlich führen zwei fiktive Charaktere, der Kammerdiener Johann und das Dienstmädchen Luise, ihre „Gäste“ durch die biedermeierlichen Schlossräume.
Wie bei einem Tagebucheintrag wird dem Besucher alles über den jeweiligen Lebensabschnitt des Freiherrn erzählt und was es mit den Exponaten und den Räumlichkeiten auf sich hat, in denen man sich gerade aufhält. In mehreren Räumen des ersten Obergeschosses des Museums ist die Dauerausstellung installiert. Nicht nur Geschichtsenthusiasten kommen dabei auf ihre Kosten. Gewaltige Ölbilder in prunkvollen Rahmen, detailreiche Kupferstiche und Dokumente mit schwungvoller Handschrift werden Kunstfreunde sicherlich erfreuen und überraschen.
Zudem finden sich in der Ausstellung allerhand alte Möbel- und Dekostücke, die von einzigartiger handwerklicher Perfektion sind. Die Ausstellung kann man in eigener Reihenfolge und Tempo absolvieren. mary
Infos:
Dienstags bis sonntags und feiertags von 10 bis 17.30 Uhr geöffnet. An Silvester und Neujahr geschlossen.
Erwachsene zahlen 6 Euro Eintritt, ermäßigt 3 Euro, Erwachsene in Gruppen 4 Euro. Kinder und Jugendliche frei.
An jedem Sonnund Feiertag finden um 13 Uhr kostenlose Rundgänge statt.
www.lwl-museum-kunst-kultur.de