Sim-Jü 2022 - Kirmes in Werne Anzeige

Das Bier entscheidet

Warum die Soester Kirmes älter als Sim-Jü ist - oder eben auch nicht.

Das ist die Original-Urkunde von 1362. FOTO (A) FELGENTRÄGER

Das größte Volksfest an der Lippe hat im Jahre 2012 sein großes Jubiläum gefeiert: 650 Jahre war es her, dass die Stadt Werne das Marktrecht zu Simon-Juda erhalten hat.

„Das ist eine Bestätigungsurkunde“, sagt Rainer Schulz, erster Ansprechpartner für die Sim-Jü-Kirmes in Werne. „Es ist davon auszugehen, dass vorher schon Märkte stattgefunden haben und dieses Recht durch die Urkunde lediglich offiziell bescheinigt worden ist.“ Wir haben mit Rainer Schulz ein Jahr nach der Jubiläums-Kirmes 650 Jahre Sim-Jü in Werne gesprochen. Unter anderem über die Konkurrenz der beiden Kirmessen in Werne und in Soest.

Was natürlich nicht bedeutet, dass Sim-Jü im Jahr 2012 genau die 650. Auflage erlebte. „Ob Dreißigjähriger Krieg, Pest oder die beiden Weltkriege – es gab genug Gelegenheiten, an denen der Markt oder die Kirmes schlichtweg ausgefallen sind“, so Schulz. Es ging also beim Jubiläum um den Zeitraum, in dem das Volksfest seit 1362 stattgefunden hat, nicht um die Anzahl der ausgerichteten Kirmes-Veranstaltungen.

Blick nach Soest. FOTO (A) STARB
Blick nach Soest. FOTO (A) STARB

Ein Seitenhieb auch auf die „Konkurrenz“ aus der Hansestadt Soest, wo an Allerheiligen die „größte Altstadtkirmes Europas“ gefeiert wird. Denn dort wirbt man ganz offensiv für 2012 mit der „675. Kirmes“, obwohl auch dort diverse Ereignisse der Weltgeschichte für Ausfälle gesorgt haben dürften. „Die Soester hat es immer gewurmt, dass Werne die ältere Kirmes hatte“, weiß Schulz zu berichten. „Also haben sie in ihren Archiven gesucht und schließlich ein Protokoll aus dem Jahr 1338 gefunden.“ Dort stand geschrieben, dass an Allerheiligen „besonders viel Bier“ ausgeschenkt worden sei. „Und das hat Soest zum Anlass genommen, seine Kirmes auf dieses Jahr zu datieren.“

Nach einigen Jahren habe sich diese Jahreszahl 1338 – eingebürgert, sodass Soest nun ganz offiziell von diesem Datum spricht. „Wir bleiben da lieber bei unserer schönen Urkunde“, lässt Schulz den Wettbewerb auf sich beruhen. Daniel Claeßen