Sim-Jü 2022 - Kirmes in Werne Anzeige

Was war wann?

Es gibt so manche geschichtliche Daten, die für Werne von historischer Bedeutung sind.

Das Siegel zeigt die Verleihung des Marktrechts am 28. Oktober 1362. FOTO FELGENTRÄGER

Zu den wichtigen Daten gehört beispielsweise das Gründungsdatum der Pfarrei St. Christophorus (803 n. Chr.) oder die erste urkundliche Erwähnung von Werne (834). Dazu gehört aber auch das Jahr 1362, die Verleihung der Marktrechte. Und hier sind wir bei der beliebten Sim-Jü Kirmes.

834 wurde Werne erstmals erwähnt: „In villa quae dicitur werina“ heißt es in der Urkunde. 1139 wurde die Kirche und Pfarre von Werne dem damals neu gegründeten Kloster Cappenberg übereignet. Zu dieser Zeit entstand auch der erste steinerne Kirchbau im romanischen Stil.

Die Entwicklung Wernes zur mittelalterlichen Stadt begann 1192 mit der Vergabe von kirchlichem Grund und Boden an Bauwillige durch den Pfarrer. 1195  wurde Werne vom Münsteraner Bischof Hermann zur Zollstelle erhoben.

Eines der ersten westfälischen Städtebündnisse schlossen Werne, Münster, Dortmund, Soest und Lippstadt 1253 auf der Christophorus-Brücke ab. Der Werner Bund war der Vorläufer der westfälischen Hanse.

Dann ein Blick auf 1362: Vor fast 660 Jahren bekam Werne eines der wichtigsten mittelalterlichen Rechte zugesprochen, das Marktrecht zu Simon-Juda (28. Oktober 1362).

Das Original der Urkunde liegt gut verwahrt im Stadtmuseum Werne. Ein Faksimile hängt hingegen in der mittelalterlichen Ausstellung.

Es ist die älteste Pergament-Urkunde, die das Museum und Archiv der Stadt Werne besitzen.

Die günstige Verkehrslage von Werne kam dem Simon-Juda-Markt, im Volksmund bis heute Sim-Jü genannt, zugute. Schon bald überflügelte er die meisten der anderen Märkte in Westfalen.

Werne lag an einem der Hauptverkehrswege der damaligen Zeit. Die Städteverbindung führte von Köln über Dortmund nach Münster und weiter nach Norddeutschland. Eine andere aus Süden kommende Straße überquerte die Lippe an der Christophorus-Brücke und stieß unmittelbar bei Werne auf die Straße Dortmund-Münster.

Die in der Urkunde verbrieften Freiheiten von „allen Arresten, Pfändungen und Executionen“ trug auch wesentlich zur Hebung des Marktverkehrs bei. Denn es musste kein Besucher während der Kirmestage und beim Aufenthalt in Werne sowie auf dem Hin- und Rückweg befürchten, wegen schwebender oder schon erledigter Klagen verhaftet oder gepfändet zu werden.

Aus diesem Grunde wuchs die Bedeutung des Simon-Juda-Marktes im Laufe der Jahrhunderte immer mehr, sodass er neben der Allerheiligen-Kirmes in Soest und dem Send in Münster zu den ältesten und bedeutendsten Kirmessen in Westfalen gehörte.

Offiziell hat Werne nie die Stadtrechte erhalten, aber alle Rechte vom Landesherrn, dem Bischof von Münster, die eine mittelalterliche Stadt ausmachten. Mitte des 15. Jahrhunderts nannte sich Werne im Schriftverkehr mit Münster selbst „Stadete werina“. Es bewahrheitete sich der Satz von Professor Carl Haase über die Entstehung der westfälischen Städte: „Stadt ist, was sich Stadt nennt.“ Heidelore Fertig-Möller